Gemeindeberatung in Förrenbach - Bericht

Die Mitglieder des Kirchenvorstands waren dabei, und die meisten Gruppen und Kreise unserer Kirchengemeinde haben einen Vertreter oder eine Vertreterin geschickt. Dabei wusste keiner so genau, was ihn erwartet: Gemeindeberatung. Wird jetzt alles anders? Werden Gelder gekürzt? Wird uns jetzt erklärt, wie wir in Zukunft alles machen sollen?

Nichts von allemdem. Pfarrer Daum und Herr Eber von der Gemeindeakademie in Rummelsberg luden die Anwesenden am Freitag, den 21.11.2014 erst einmal ein, zu sehen, wo ihnen, in Hinblick auf die Kirchengemeinde Förrenbach, "das Herz brennt", also wo sie mit besonderem Herzblut dabei sind. Dabei kommt erstaunlich viel heraus: die Musik spielt eine große Rolle, der Posaunenchor, der liturgische Chro, die Gottesdienste, aber auch die Besuche bei Alten und Kranken, der lebendige Gemeindenachtmittag und die Arbeit mit Kindern in der Jungschar. Der Kindergottesdienst wird als etwas Wunderbares erlebt, von dem Kinder, manche Eltern und Mitarbeiterinnen profititeren. Die Menschen, die hier im Kreis saßen - ihr Herz brennt, und deshalb engagieren sie sich auch in der Kirchengemeinde. 

So war der Freitag Abend dem subjektiven Erleben gewidmet. Am Samstag Vormittag ging es dann darum, was es in der Kirchengemeinde Förrenbach objektiv für Leben gibt. Unter den kirchenleitenden Stichpunkten "Leiturgia" (Geistliches Leben, Spiritualität), "Diakonia" (Nächstenliebe, Fürsorge), "Koinonia" (Gemeinschaft) und "Martyria" (Zeugnis, Bekenntnis) wurde untersucht, wie sich kirchliches Leben in Förrenbach äußert. Dabei wurde eine überraschende Vielfalt entdeckt, in der die Menschen von jung bis alt ihren Platz finden können. Wieder war es ein positives Aha Erlebnis für fast alle Beteiligten: Wir sind vielfältiger, lebendiger und offener als wir uns selber eingeschätzt haben! Die evangelisch- lutherische Kirchengemeinde Förrenbach lebt. Hier wird Gottesdienst gefeiert mit Alten und Jungen, hier wird gespielt und diskutiert, hier wird musiziert zur Ehre Gottes, hier haben Kinder ihren Platz und Alte.

Doch nichts, was ist, könnte nicht verbessert werden. Wo müsste die Kirchengemeinde Förrenbach noch weiter kommen? Wer am Sonntag in der Kirche ist, dem fällt vielleicht auf, dass die Altersgruppe von 20 bis 30 selten vertreten ist, die Altersgruppe von 30 bis 55 nur spärlich. Wer unser Programm anschaut, dem fehlt vielleicht ein besonderes Angebot für Jugendliche ab 14. Schön wäre es, wenn Alte und Kranke Menschen noch intensiver begleitet werden könnten. Die Gemeinschaft zwischen den Generationen und Gruppen in der Gemeinde könnte noch mehr gefördert werden. Es fällt nicht schwer, Wünschenswertes zu finden. Die Frage bleibt: wer kann es leisten? Dem Pfarrer steht eine halbe Stelle zur Verfügung - er ist voll ausgelastet. Immer schwerer fällt es, Ehrenamtliche zu finden. Die Menschen sind in ihrem Alltag oft so eingespannt, dass mehr ehrenamtliches Engagement gar nicht möglich ist. Zum Glück hatte man vorher darauf geschaut, was es alles schon gibt - und dass der Reichtum an Menschen und an gemeindlichem Leben viel größer ist, als das, was dann immer noch als wünschenswert empfunden wird. 

Was soll konkret geschehen?

Auf drei Projekte hat sich die Gruppe am ende fokusiert.

1. Die entwicklung eines Gottesdienstes "2. Programm". Ziel des Gottesdienstes ist es, Menschen zu erreichen, die sich im liturgisch geprägten Gottesdienst am Sonntag Morgen nicht zuhause fühlen, denen die Zeit Sonntag Morgen ungelegen ist und die in neueren Lobpreisliedern ihren Glauben eher ausdrücken können, als in den Chorälen unserer Tradition. Pfarrer Reichelt legte Wert auf die Feststellung, dass es sich nicht um eine Wiederauflage des Segnung- und Salbungsgottesdienstes handeln kann, den es in Förrenbach früher gegeben hat. Nicht, weil er diesen ablehnte, sondern weil er mit besonderen Erfahrungen und Erwarungen verbunden bleibt, die so nicht wiederholt werden können. Am 16.1.2015 treffen sich alle, die an einem solchen Gottesdienst mitarbeiten wollen, um 19.30 Uhr im Gemeindehaus. Wenn ein tragfähiges Team zusammen kommt, wird aus dem Team heraus eine Gottesdienstform entwickelt, die im Frühjahr oder Herbst umgesetzt werden kann - zunächst als einmaliges Projekt, über dessen Fortführung erst im Nachklang entschieden werden kann.

2. Die musikalische Aufwertung des Gottesdienstes am Sonntag Morgen. Gerade in der Musik wird vielen Menschen die innere Teilnahme am Gottesdienstfeiern erleichtert. Der liturgische Chor wird gefragt, ob er regelmäßiger im Gottesdienst singen kann und dabei zum Beispiel einen Psalm anstelle des Introitus übernimmt. 

3. Der Versuch, ein besonderes Programm für Jugendliche ab 14 zu erstellen. Hierfür wird erst einmal eruiert, ob der Bedarf für ein solches Programm überhaupt gegeben ist. Wenn ja, wird ein neuer Anlauf für eine Jugendgruppe, wenn möglich mit Unterstützung des Dekanatsjugendreferenten, versucht.

16 Menschen mit unterschiedlichen Erwartungen, unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen geistlichen Traditionen haben einen Freitag Abend und einen ganzen Samstag geopfert, um miteinander intensiv zu diskutieren, vertrauensvoll einander zu erzählen und glaubensvoll und mit brennendem Herzen für ihre Gemeinde  nachzudenken. Alle, die dabei waren, haben viel über ihre eigene Kirchengemeinde gelernt. Und sie haben in die Zukunft gedacht. Danke!

Alexander Reichelt